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Dokumentations- und Lernort Bückeberg offiziell eröffnet

Nachdem im letzten Jahr Corona-bedingt der fertiggestellte Dokumentations- und Lernort nur in kleiner Runde vorgestellt werden konnte, wurde nun die offizielle Eröffnung am 14. Juli nachgeholt. Bereits seit Ende des letzten Jahres wird das frei zugängliche Gelände rege besucht und es finden regelmäßig Führungen statt. Die Bückeberg gGmbH und deren Gesellschafter wollten mit der Veranstaltung aber auch all jenen danken, die das Projekt in der Vergangenheit positiv begleitet und gefördert haben.


„Die Realisierung des Dokumentations- und Lernortes wäre ohne die finanzielle Unterstützung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, das Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser, die Stiftung Niedersachsen, die Niedersächsische Bingo- Umweltstiftung und die Klosterkammer Hannover nicht möglich gewesen“, betonte der Landrat des Landkreises Hameln-Pyrmont Dirk Adomat. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigten, dass die Entscheidung des Kreistags 2018 richtig gewesen sei, zusammen mit dem Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln e.V. eine gemeinnützige GmbH zur Realisierung eines Dokumentations- und Lernortes zu gründen.

Das auf dem Bückeberg in Emmerthal bei Hameln von 1933 bis 1937 jährlich veranstaltete „Reichserntedankfest“ gehörte zu den größten Massenveranstaltungen des Nationalsozialismus. Seit November 2021 wird am historischen Ort in einer über die Fläche verteilten Dauerausstellung gezeigt, wie diese der NS-Propaganda dazu dienten, medial verwertbare Bilder einer „Volksgemeinschaft“ zu inszenieren, die Spaltung der Gesellschaft voranzutreiben und die Deutschen auf den Krieg vorzubereiten. Zur Ausstellung gehört ein barrierearmer Bereich mit Kurzfassungen der im Gelände verteilten Inhalte, einem Tastmodell und Tafeln in Leichter Sprache.

„Es war immer zentral, dass nur sehr zurückhaltend in das Gelände eingegriffen wird. Dies ist aus meiner Sicht gut gelungen“ bilanzierte der Historiker Bernhard Gelderblom, der sich seit Jahrzehnten für einen angemessenen Umgang mit dem historischen Ort einsetzt. Auch wenn der Weg zum aktiven Erinnern nicht einfach gewesen sei, habe sich die Mühe gelohnt. Er bedankte sich bei allen, die ihn in den letzten Jahrzehnten in seinen Bemühungen bestärkt hätten. Sowohl die Inhalte der Dauerausstellung wie auch das Gestaltungskonzept beruhen wesentlich auf seinen Vorarbeiten. Die Detailplanung erfolgte auf Grundlage des prämierten Entwurfs der AG Jung|Ermisch|Dröge+Kerck durch die Landschaftsarchitekten kerck+partner aus Hannover. Als eines von vier Projekten aus 56 Bewerbungen war der Dokumentations- und Lernort Bückeberg erst vor wenigen Wochen vom Land und der Architektenkammer Niedersachsen bei der Preisverleihung des Niedersächsischen Staatspreises für Architektur 2022 ausgezeichnet worden.

Prof. Dr. Stefanie Endlich von der Universität der Künste in Berlin unterstrich in ihrem Beitrag die Bedeutung des Bückebergs: „Der Bückeberg mit seinen spektakulären Massenveranstaltungen der „Reichserntedankfeste“ ist ein Schlüsselort zum Verständnis der NS-Geschichte. Hier wurden ideologische Bilder einer heilen, traditionellen, bäuerlichen Welt ganz unmittelbar mit „Blut und Boden“-Propaganda und martialischen Schlachtenszenen verknüpft. Dies ist das zentrale und im Gedenkstättenkontext herausragende Thema der nun eröffneten Open-Air-Dokumentation am Bückeberg. Sie schärft den Blick auf die Zusammenhänge zwischen der enormen Popularität Hitlers und dem schon früh geplanten Vernichtungskrieg.“

Für den musikalischen Rahmen der von 80 geladenen Gästen gut besuchten Veranstaltung sorgte das Kussi Weiss Trio aus Hildesheim.

  Bildrechte: Dokumentations- und Lernort Bückeberg gGmbH, Esther Remmel
Offizielle Eröffnungsfeier am Bückeberg, 14. Juli 2022
  Bildrechte: B. Gelderblom

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