Start für Renaturierungsprojekt an der Wagenfelder Aue: Politik und Verwaltung setzen starkes Zeichen für Natur- und Hochwasserschutz
Ein Drohnenflug über die Wagenfelder Aue machte eindrucksvoll sichtbar, wie wichtig diese Maßnahmen für Natur- und Hochwasserschutz sind. „Die Renaturierung der Wagenfelder Aue ist ein Vorzeigeprojekt dafür, wie wir Klimaanpassung, Naturschutz und Hochwasserschutz in Einklang bringen können“, betonte der Landesbeauftragte Ottmar von Holtz. „Dank der engen Zusammenarbeit von Land, Unterhaltungsverband, Landkreis, dem NLWKN und dem Verband der Teilnehmergemeinschaft setzen wir hier ein starkes Zeichen: für unsere Region, für die Natur und für die Zukunft unserer Gewässer.“ Landrat Volker Meyer betont: „Unsere natürlichen Fließgewässer sind sehr dynamische Lebensräume und wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Auch für Ökosystemleistungen wie sauberes Wasser und saubere Luft, Hochwasserschutz, für Freizeiterholung und Tourismus sind sie unentbehrlich.“
Der Umbau der Stauanlage Wehr Beneker ist ein zentrales Element der Renaturierung der Wagenfelder Aue und verfolgt vor allem das Ziel, die ökologische Durchgängigkeit wiederherzustellen. Dafür wird die bestehende Höhendifferenz von 0,80 Metern durch eine Verlängerung des Flusslaufs und den Bau eines sogenannten Raugerinne-Beckenpasses abgebaut. Dieser Beckenpass besteht aus elf Stufen (Riegeln) und ermöglicht Fischen und anderen Wasserorganismen, das Wehr wieder zu überwinden und ihre natürlichen Wanderbewegungen fortzuführen.
Darüber hinaus wird oberhalb des Wehrs eine Auenentwicklung umgesetzt. Hier entstehen flache Wasserflächen („Blänken“) in der Überschwemmungszone, die wertvolle Lebensräume für Amphibien und Wasservögel schaffen. Ergänzend werden zahlreiche Strukturelemente wie Sturzbäume, Wurzelstubben, Röhrichtzonen sowie Sand- und Kiesbänke eingebracht, die die Gewässerstruktur verbessern und zur Selbstentwicklung der Aue beitragen. Eine weitere Maßnahme ist die Anlage einer „Fischotterberme“ an der Brücke Helmsmühle. Diese spezielle Uferstruktur ermöglicht es Fischottern und anderen Kleinsäugern, Brückenunterführungen sicher zu queren, ohne auf die obere Straße ausweichen zu müssen. Insgesamt werden im Rahmen der Maßnahme etwa 17.000 Kubikmeter Boden bewegt, rund 65 Totholzstämme eingebaut und eine Riegelstrecke von 700 Tonnen Naturstein errichtet. Die Kosten aller Maßnahmen belaufen sich auf etwa 500.000 Euro und werden vollständig aus EU-Mitteln finanziert.
Mehr als ein Jahrzehnt Planung: Die Chronologie der Renaturierung
Die heutige Baumaßnahme ist das Ergebnis einer über zehnjährigen Planung und verdeutlicht, wie komplex Projekte dieser Art in Verbindung mit Flurbereinigungsverfahren sind. Flurbereinigungsverfahren sind notwendig, um die Flächen für Maßnahmen wie die Renaturierung der Wagenfelder Aue zu sichern. Sie erfordern jedoch Zeit, da Grundstücksgrenzen angepasst und Eigentumsfragen geklärt werden müssen. Die ersten Überlegungen zur Renaturierung reichen zurück bis in das Jahr 2011. 2013 erwarb der Verband der Teilnehmergemeinschaften eine 8,77 Hektar große Tauschfläche, die als Grundlage für die späteren Maßnahmen diente. 2015 folgten sowohl die Finanzierungszusage des Landkreises Diepholz für den Eigenleistungsanteil als auch der Bewilligungsbescheid für die Flächenübertragung auf den Unterhaltungsverband Hunte.
Mit der Einleitung der Flurbereinigungsverfahren Donstorf, Dörpel und Düste im selben Jahr begann der formelle Weg zur Umsetzung. 2018 wurde eine Machbarkeitsstudie für einen 13,5 Kilometer langen Abschnitt der Wagenfelder Aue erstellt, bevor 2021 der Zuwendungsbescheid für die Planungen erteilt wurde. Die Planung wurde 2022 abgeschlossen, 2024 folgte der Bewilligungsbescheid für die EU-Förderung. Nach der öffentlichen Ausschreibung im Frühjahr 2025 konnte nun der Spatenstich erfolgen.
Hintergrundinformationen:
Gewässerzustand in Niedersachsen Nur etwa drei Prozent der Flüsse und Bäche in Niedersachsen befinden sich derzeit in einem guten ökologischen Zustand. Begradigungen, fehlende Auenbereiche und der Klimawandel setzen den Gewässern stark zu. Mit einem landesweiten Renaturierungsprogramm von 22 Millionen Euro im Jahr 2025, das 92 Projekte umfasst, leistet Niedersachsen einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Gewässerqualität – die Wagenfelder Aue ist dabei ein Vorzeigeprojekt.
Artikel-Informationen
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Herr Baalmann
Amt für regionale Landesentwicklung Leine-Weser
Sulingen
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